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16.9.2013 – 13.10.2013
FORMFARBWENDE Marianne Lautensack (Malerei) und Karin Bablok (Keramik)"Ich bin überzeugt, dass in jedem Geschöpf, in jedem Geschaffenen, die Schöpferin oder der Schöpfer gegenwärtig ist." Wenn dies zutrifft, dann ist die Galeristin oder der Galerist in der Findung eines werkbezogenen Ausstellungstitels dazu aufgerufen (wenn sie oder er will), sich selbst in dieser Wortschöpfung ein wenig zu offenbaren. Sinnvoll wird dies, wenn es gelingt, im Titel etwas über die ausgestellten Werke auszusagen. „Formfarbwende“ ist so ein Versuch. Wir schrecken nicht vor Neologismen zurück.
Was ist denn das? Diese Frage stellt sich im Grunde bei jeder abstrakten oder neuen, nie gesehenen Kunst. Das Wort Formfarbwende haben die Autoren nach der Begegnung mit Karin Babloks Zwischenwandgefäßen und eingedenk des schwungvollen Aquarellduktus Marianne Lautensacks gefunden. In der Titelfindung ging es wahrhaft hin und her. Es hätte auch lauten können: Farbformwände und andere Varianten standen auch zur Auswahl.
Auch das Wort Zwischenwandgefäße ist eine Neuschöpfung. Hierunter kann man sich etwas vorstellen. Denn diese hat Karin Bablok geschaffen. Gesehen haben die Autoren sie erstmalig im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Bablok schuf aus Porzellan Gefäße, Formen, die sich überschneiden. Jawohl, es sind Gefäße. Sie haben also einen Boden, Wände und sind nach oben offen. Senkrecht betrachtet gleichen sie, im Prinzip, der Darstellung einer Gesamtmenge (Außenform) mir zwei Teilmengen und einer Schnittmenge. Bablok sagt, sie habe diese Zwischenwandgefäße entwickelt, nachdem sie in einem vorherigen Schritt Gefäßpaare gestaltet hatte (Gegenstücke zum Diptychon). Sie hat Gefäße sich durchdringen, sich begegnen lassen.
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Nicht genug damit. Sie gestaltet die Außen- und Innenwände ihrer Objekte in flächiger oder geometrischer Form, so dass im Umgang um das Gefäß sich der Betrachterin stets neue Bilder in vielerlei Dimensionen ergeben. Die symbolische Kraft solcherlei Objekte sei hier nur angedeutet: Gefäße, die sich in ihrer Begegnung öffnen, sich überschneiden, ein gemeinsames bilden und je Eigenes für sich beinhalten.
Es sind neben diesen Zwischenwandgefäßen auch Arbeiten mit gestischer Bemalung in der Ausstellung präsent. Hier spielt Bablok gekonnt mit der Zwiesprache zwischen Form, oft strenger Form, und impulsivem, freien, malerischen Duktus. Auch diese Arbeiten sind mit der Basaltglasur ausgeführt, deren besonderer Reiz sich in der gestischen Malerei zeigt. Die Farbe der Glasur und ihre Timbre changiert – wendet sich je nach Auftrag. Vom tiefen schwarz zum grünen hin, vom sattglänzenden zum mattglänzenden Ton. Es sei noch erwähnt, dass Bablok an der Grenze des Materials arbeitet. Ihre Stücke haben eine feine Transparenz und liebliche Verletzlichkeit…
Die Autoren freuen sich über Babloks Offenheit, ihre Arbeiten in den Dialog mit Werken der 2007 verstorbenen Malerin Marianne Lautensack treten zu lassen. Die Galerie hat es sich zur Aufgabe gemacht, deren Werk zugänglich zu erhalten. Lautensacks Arbeiten wurden bereits mehrmals im blauen haus gezeigt. Zu sehen sind sieben Werke. Aquarelle wie die Behütete Freiheit und kräftige, warme blau gehaltene Bilder in Mischtechnik.
Frankfurt, Sonntag, den 15. September 2013
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