Vase - Foto Reinhard Hentze
Kanne - Foto Reinhard Hentze
Kanne - Fraktur - Foto Reinhard Hentze
Vase - Foto M. Möhwald
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7. April – 26. Mai 2019
Martin Möhwald: "Bild- und Tonspur"Keramiken von Martin Möhwald, Halle/Saale
Sonntag, 7. April 2019, 14:00: Vernissage mit Saxophonkonzert Musik: Karla Fischer (Altsaxophon) – Eintritt frei
Ort: KUNST im blauen haus – 97737 Gemünden-Adelsberg, Adolphsbühlstr. 59 Parken: Parkplatz Adolphsbühlhalle (ausgeschildert)
Die Ausstellung ist bis Sonntag, 26. Mai 2019 geöffnet, jeweils samstags von 16h00 bis 20h00 und sonntags von 14h00 bis 18h00 und nach Vereinbarung.
Zur Ausstellung „Bild- und Tonspur“
Mit dem Keramiker Martin Möhwald ist ein ganz Großer der zeitgenössischen Keramik nach Adelsberg gekommen. Möhwald ist Mitglied einer künstlerisch hochbegabten Familie: Sein Vater Otto Möhwald war Maler, seine Mutter Gertraud Möhwald, wie er, Keramikerin, ein Neffe ist ein bekannter Schriftsteller. Um die Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle lebt ein Kosmos kreativer und erfolgreicher Künstlerinnen und Künstler. Möhwald, einer von ihnen, hat sein Atelier in der Burgstraße 57, einen Steinwurf von der Hochschule entfernt. Er ist dieser Stadt treu geblieben – vor und nach 1989, kehrte er von Symposien und Einzelausstellungen, die ihn unter anderem in die USA, nach China und Curaçao führten stets zurück und schuf seine einzigartigen Keramiken: Teekannen und Schalen, Vasen, Krüge. Er sagt: „Oft lasse ich meine Werkstatt so aussehen, also ob ich verreist bin. Ich will ja arbeiten.“
Was zeichnet seine Arbeiten aus? Möhwald macht Kunst, die alltagstauglich und schön für Sonn- und Feiertage ist. Seine Arbeiten sind zugleich auch Gebrauchsobjekte. Das mag auch daran liegen, dass er von 1970 bis 1972 seine Ausbildung zum Scheibentöpfer in den von Hedwig Bollhagen geleiteten HB-Werkstätten für Keramik in Marwitz absolvierte. Er schöpft allerdings keine Massenware, kein Stück gleicht dem anderen.
Einer seiner gestalterischen Wege liegt in der Verbindung graphischer Elemente mit den keramischen Objekten. So hat Möhwald eine Umdrucktechnik entwickelt, die es ihm erlaubt, Gedrucktes – Bilder, Muster, Schriftzeichen, Typographien – auf den Ton und unter die Glasur zu bringen. Dabei ist er graphisch-malerisch unterwegs. Seine Vasen und Teller erzählen stumme Geschichten – es sind darauf Bildspuren, meist Fragmente nur, die die zu lesen sind, auf Wege führen, der Erinnerung und Assoziation.
Ein anderer Aspekt seiner Arbeit ist die ungemeine Präzision. Allein das Heben und Wiedereinstetzen des Deckels einer Möhwaldkanne verführt zum Zelebrieren: die Fingerspitzen freuen sich, daß der runde Rand der Kanne so glatt und schmuck am Deckel schließt. Das Auge spielt mit: noch eine kleine Drehung und dann setzt sich Schrift oder Muster genau von Kanne auf Deckel fort. Oder soll es heute doch mal verdreht sein?
Es verwundert nicht, dass sein Künstlerfreund, der Hallenser Maler Rüdiger Giebler im Werkkatalog schreibt, dass die in den „goldenen Westen“ Gezogenen ihre Möhwaldkanne alle mitgenommen haben: „Die Möhwaldkanne ist der materialisierte Beweis: Es war ja nicht alles schlecht in Halle.“ Nein, es wohnt diesen Bild- und Tonspuren eine rätselhafte, eine magische Schönheit inne. Möhwald macht nicht viel Worte um seine Arbeit. Es scheint, dass er sie lieber tut und innerlich schmunzelnd die Bild- und Tonspuren legt: Wer mag, der kann die Rätsel lösen. Wer schreib denn nur „von Helle nur umkränz…?“ Wer ringt hier mit wem und Wann war denn das? Oder: hat das mal „Woche gehießen, wo ich nur noch „& 1053;E& 1044;E“ lese? Eine in Ton gefasste Spurenlese in Zeit, Wort, Bild und Raum.
Adelsberg, Sonntag, den 7. April 2019
Johannes Priesemann
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